Rezension: www.nightshade-magazin.de zu “Ich suchte Glück und fand…”
Markus Förster: Ich suchte Glück und fand nicht mal Liebe
Zugegeben, der Titel ist zunächst ein wenig irreführend, doch besser hätte Markus Förster seinen Gedichtband nicht bezeichnen können. Ich suchte Glück und fand nicht mal Liebe ist dabei zwar auch der Name eines der beinhalteten Poesie-Werke, gibt aber anschaulich wieder, was den Kern seiner Kunst ausmacht. Oberflächlich verbittert klingend, verheißt der Titel unterschwellig Romantik und Hoffnung, die ewige Suche nach dem eigenen Selbst, sowie den Wunsch der Rastlosigkeit einen Ruhepunkt entgegen zu setzen.
Markus Förster ist kein Unbekannter, wenngleich man ihn als Nischenkünstler bezeichnen könnte. Als Co-Autor von Oswald Henke beim (mittlerweile für Fans legendären) Bühnenstück ZeitenWände, welches seinerzeit auf dem Wav-Gotik-Treffen 2008 uraufgeführt wurde und polarisierend-pointiert für nachhaltige Unterhaltung gesorgt hat. Als Musiker, Autor und freischaffender Künstler ist er jederzeit bemüht, nicht nur Schönwäscherei zu betreiben, sondern auch kritisch mit seiner Umwelt, den Subkulturen (besonders der Gothic-Szene) und aber auch sich selbst umzugehen – Natürlich stets auch darauf bedacht, dem Humor und der Lebensfreude ihren gebührenden Nährboden zu bereiten.
So verwundert es letztlich nicht, dass Ich suchte Glück und fand nicht mal Liebe weit mehr darstellt als nur eine banale Sammlung selbstmitleidtriefender Befindlichkeits-Lyrik. Wo andere Poeten schmachten und sülzen, wandert Förster auf dem schmalen Grat zwischen “Ich”, “Wir” und “Ihr”, stets beobachtend und empfindend. Auf hohem sprachlichem Niveau und unter Anwendung vieler Stilmittel, ebenso aber auch mal mittels Missachtung derselben, erschafft der Autor so Gedichte, die mal Emotionen hervorrufen, mal zum Nachdenken anregen und oftmals auch Fragezeichen hinterlassen: Was will er uns an dieser Stelle sagen? Nein, dieses Büchlein ist nicht durchgehend einfach konsumierbar, doch zumeist schreibt Markus nicht nur hochgestochen intellektuell, sondern schafft es an anderen Stellen sehr plastische, nachvollziehbare und auch erdige Metaphern zu erzeugen.
Gerade diese Kontrastvielfalt ist es letztlich, die mich beeindruckt und dieses Buch als hochwertiges Kunstobjekt ansehen lässt. Viele Pseudo-Lyriker der moderne verfallen nur allzu gern in festgefahrene Extreme. Die einen halten Reimschemata und andere Gedichts-spezifische Merkmale für überaltet und verstehen bzw akzeptieren nicht, dass genau die Form eines Gedichts oft ganz entscheidend für dessen Verständnis ist. Die anderen haben einfach nichts zu sagen, und die nächsten verlieren sich in schwülstigen Labereien ohne Essenz. All das trifft auf Markus Försters Poesie nicht zu – Jedes einzelne Gedicht, jede Grafik ist durchdacht und kommt doch von Herzen und aus tiefster Seele, lässt so aus einer Sammlung von hochwertigen Lyrik-Einzelstücken ein faszinierendes und fesselndes Gesamtkunstwerk werden.
Veröffentlicht: 2010
Verlag: Politisch bedenklich
Umfang: ca 120 Seiten
Preis: 9,00 Euro (Taschenbuch)
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