Rezension: www.the-spine.de zu “Ich suchte Glück und fand…”
Der Titel von MARKUS FÖRSTERs neustem lyrischen Werk scheint erstmal verwirrend. Irgendwie wirkt er umgangssprachlich, aber trotzdem in gewisser Weise tiefgründig. Auf jeden Fall anders. Die Titel von Büchern können dem Leser viel verraten. Sie können ein Vorausblick auf den Inhalt sein. Sie können Handlungsorte oder Personen benennen. Sie können sogar vollkommen neue Möglichkeiten des Verstehens eröffnen. In jedem Fall aber bauen Buchtitel immer etwas auf: eine Erwartung. Ebenso bei FÖRSTERs Werk “Ich Suchte Glück Und Fand Nicht Mal Liebe”. Nach dem Lesen des Titels erwartet man vor allem eines: eine Suche. Es zählt zu der Natur einer Suche, dass diese beginnt mit dem Ziel etwas zu finden. FÖRSTER hofft Glück zu finden, etwas, das von allen Dingen auf der Welt wohl am schwersten zu finden ist.
Doch FÖRSTER ist kein Autor, der Erwartungen erfüllt. Das wäre zu einfach. Seine Lyrik muss verdaut werden, denn oft sind seine Gedichte nicht leicht zu durchdringen. Doch er versteht es, den Leser bei der Stange zu halten. Man ist gespannt, was dieser Mann zu sagen hat. Man möchte mehr von seiner Suche wissen. Man möchte wissen, was er gefunden hat. Man möchte wissen, wohin seine Suche geführt hat. Doch das ist das fatale am Suchen: entweder findet man, was man gesucht hat oder man muss irgendwann feststellen, dass man selbiges nicht finden wird. FÖRSTER geht damit sehr feinfühlig um und am Schluss, ist man sich noch nicht sicher, was er nun eigentlich gefunden hat. Trotz allem begeistern seine Gedichte nicht nur mit anspruchsvollen Inhalten auch handwerklich beweist MARKUS FÖRSTER, dass er weiß, was er tut. Er bewegt sich sicher auf dem Terrain rhetorischer Mittel und lyrischer Feinheiten. Manchmal hat man den Eindruck, dass seinen Gedichten der Feinschliff fehlt. An manchen Stellen sind sie etwas grob, vielleicht schon vulgär, aber auf jeden Fall anzüglich. Aber es ist auch nicht FÖRSTERs Absicht geschliffene Diamanten in Gedichtform zu präsentieren. Viel mehr sind Realitäten wichtig, die des Lesers und auch die des Autors. An manchen Stellen gelangte ich beim Lesen an einen Punkt, wo ich den Eindruck hatte, ich könnte nicht hinter den Sinn eines Gedichtes dringen, da der Autor eine Situation beschreibt, die für mich nicht greifbar ist, die aus seinem Leben stammt und zu der ich keinen Zugang haben. Allerdings stellt man dann auch manchmal fest, dass die eigene Realität auch in diesem Gedicht verkörpert werden könnte. Doch der Eindruck einer leichten Egozentrik lässt sich nicht verleugnen.
In jedem Fall schreibt FÖRSTER sehr feinfühlig und vor allem ehrlich und so ist auch “Ich Suchte Glück Und Fand Nicht Mal Liebe”. Vielleicht kann sich nicht jeder mit FÖRSTERs schnörkellosem Schreibstil anfreunden und vielleicht legen andere das Buch schnell wieder weg, da ihnen die Gedichte teilweise anzüglich, teilweise egozentrisch vorkommen. Doch davon kann ich nur abraten. Man würde sich eines gelungenen Stücks Lyrik berauben.
Punkte:
(9 von 10 Punkten)
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